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… und das sind wir von AfricaWorks

“Wie kam es dazu, dass Ihr AfricaWorks gegründet habt?”

Alles begann 2013 mit JournAfrica!, einer von Philipp, Tammo und Raoul gegründeten Medienplattform und Kommunikationsagentur zur Verbreitung afrozentrischen Journalismus in Deutschland. Beiträge lokaler Journalisten, Autoren und Fotografen aus Afrika wurden übersetzt und im deutschsprachigen Raum platziert. Durch Partnerschaften mit den größten Medienhäusern und Zeitungsverlagen in Deutschland konnte so ein Beitrag zum Perspektivwechsel auf unseren Nachbarkontinent geleistet werden. Wie die anderen hatte auch Jörg seit 2010 seine Arbeit in zahlreichen Ländern Afrikas aufgenommen. Mit dem gleichen Ziel hat er eigene Erfahrungen in seinem Buch “Gestatten: Afrika” zu Papier gebracht.

2016 folgte der erste Austausch gemeinsamer Ideen, die sich um die Themen Unternehmertum und Jobs drehten. Unser Hintergrund und unsere Kenntnisse über die Bereiche Politik, Recht, Integration, Bildung und Ausbildung, Arbeitsmärkte und Migration erlaubte uns eine 360 Grad Betrachtung europäisch-afrikanischer Beziehungen, afrikanischer Märkte und der Diaspora.

AfricaWorks: eine Ausgründung der Universität Leipzig

An der Universität Leipzig kamen wir in den Genuss einer Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des EXIST Gründerprogrammes, eines intakten Hochschulnetzwerks und intensiver Gründungsberatung. Seit langem ist vor allem das dortige SEPT Institut mit seinem Fokus auf Unternehmertum in Entwicklungsländern durch Projekte in afrikanischen Ländern aktiv.

Wir schufen ein Netzwerk von über 50 Bildungsträgern in Deutschland, Österreich und der Schweiz – alle mit ihrem ganz eigenen Schwerpunkt auf afrikanische Länder oder Regionen. Wir identifizierten die zahlreichen Programme, die seit Jahrzehnten von Seiten der Hochschulen, Fakultäten, Bundesländer, Stiftungen, Kirchen und NGOs in allen möglichen Fächern, von Business Administration zu Maschinenbau und Naturwissenschaften durchgeführt werden. Seit Jahrzehnten kommen afrikanische Studierende nach Deutschland, um hier ihren Abschluss zu machen. Wir erstellten  eine Bildungslandkarte, die uns schließlich die gezielte Vernetzung mit ihnen ermöglichte.

Unsere Forschung bestand darin, die Diaspora und ihre Netzwerke unter die Lupe zu nehmen und daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln

Aktuell sind bis zu 30.000 afrikanische Studierende an deutschsprachigen Hochschulen eingeschrieben. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) allein verfügt über ein Alumni-Netzwerk von über 25.000 Mitgliedern in Subsahara-Afrika. Für ganz Europa rechnen wir mit über 150.000. Was für ein unglaubliches Potenzial! Ihre Mobilitätsrate ist doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt. Auch wenn Deutschland aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Studiengebühren und englischsprachiger Studiengänge immer attraktiver wird, sind gerade Frankreich und England bei afrikanischen Studierenden beliebt.

Wir erinnern uns gerne an die Zeit zurück, als wir das erste Mal systematisch an unsere Zielgruppe herantraten. Es dürfte eine der bereicherndsten Phasen der Gründung gewesen sein. Wir trafen uns mit Studierenden, Absolventen, Berufserfahrenen, führten Telefonate und Video-Interviews, erstellten und analysierten Fragebögen, gaben Präsentationen und hielten Workshops. Wir hörten ihre Geschichten. Warum waren sie nach Deutschland gekommen? Was waren ihre Erwartungen? Was machen sie heute? Die Daten waren faszinierend. Die wohl wichtigste Erkenntnis war die, dass ein Abschluss nicht automatisch in einem Job mündet – jedenfalls nicht unbedingt in dem entsprechenden Ausbildungsbereich. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die wir in unserem Magazin näher beleuchten.

Unternehmen und Bewerber finden sich nicht

Ein weiterer Befund bezieht sich konkret auf das Thema Investitionen und geschäftliche Aktivität europäischer Unternehmen in Afrika. Grundsätzlich existiert ein Problem, das wir allgemein als Informationsasymmetrie bezeichnen, eine Wissenslücke zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, also der Unternehmer- und der Bewerberseite. Sie ist eine Hürde für erfolgreiche Projektarbeit vor Ort. Kamerun ist ein Paradebeispiel. Seit Jahrzehnten ist die Zahl kamerunischer Absolventen von deutschen Hochschulen traditionell hoch. Neben Marokko zählt Kamerun zu dem Land, aus dem die meisten Studierenden nach Deutschland kommen. Zugleich äußern deutsche Unternehmen, die in Kamerun aktiv sind oder Fuß fassen wollen, es gäbe zu wenige geeignete, hochqualifizierte Mitarbeiter. Sie zusammenzubringen ist das Ziel. Doch nicht nur europäische Firmen haben dieses Problem, genauso sehr straucheln afrikanische Unternehmer, insbesondere lokale KMU mit 15-100 Mitarbeitern, talentierte und gut ausgebildete Bewerber zu finden.

Bereit für “Shaping Collaboration”

Umfragen zufolge hält die Hälfte der in Europa lebenden Afrikaner – das sind ca. 3 Millionen – eine Rückkehr ins Heimatland für eine denkbare Perspektive, wenn dies mit einem entsprechend attraktiven Jobangebot verbunden ist. Doch man muss solch allgemeine Daten präzisieren. Unseren Erhebungen zufolge ist die Bereitschaft zur Rückkehr größer, je jünger die Alumni sind. Je älter sie werden, desto eher haben sie sich niedergelassen, verliebt oder sind weitergezogen. In jedem Fall sind nicht nur solche Umfragen und Daten der passende Anlass, sich mit ihnen zu vernetzen. Denn unabhängig von ihrer Rückkehrbereitschaft und auch wenn sie Europa weiterhin bereichern wollen, haben wir feste Beweise für die starken Verbindung zwischen der Diaspora und ihren Heimatländern erhalten. Sie zeigen, dass ein einzigartiges und intaktes Netzwerk unsere beiden Kontinente verbindet. Als Agentur für Employability (Beschäftigungsfähigkeit) und Recruiting (Personalberatung) setzen wir hier an, nutzen das Netzwerk und wollen zu einem integralen Bestandteil werden.

Mit beiden Bereichen – Employability und Recruiting – widmet sich unser sechsköpfiges Team seit 2016 den Bedürfnissen afrikanischer (Jung-)akademiker in der europäischen Diaspora und in Afrika, wobei (Aus-)Bildung und Arbeit, Abschluss und Job zusammen gedacht und umgesetzt werden: Im Rahmen von Workshops, Karrierecoachings und Trainings geht es um die Schlüsselfragen von Arbeitsmarktzugang, Arbeitsbefähigung und beruflicher Perspektive (Employability). Mittels strategischer Personalvermittlung und -beratung werden Bewerberinnen und Bewerber für deutsche Unternehmen gesucht, die sie in Deutschland einarbeiten und später in ihrem Heimatland beschäftigen (Recruiting). Auf diese Weise erreichen wir unser Ziel: Die Vernetzung unserer Kontinente durch Zusammenarbeit, Unternehmertum und Beschäftigung – am Arbeitsplatz, während der Mittagspause und in unseren Städten, auf beiden Seiten des Mittelmeers.

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