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Africa lights

„Die Welt erkennt Afrikas Potential“

Ahijah, du hast dich in deiner Bachelor-Arbeit an der RFH Köln mit Markteintrittsstrategien deutscher Unternehmen in Afrika und deren Sinnhaftigkeit beschäftigt. Was hat dich an dem Thema so sehr gereizt?

Zum einen habe ich im Rahmen meines Studiums ein großes Interesse an strategischen Themen entwickelt. Im digitalen Zeitalter entscheidet eine gute Unternehmensstrategie meiner Meinung nach darüber, ob das Unternehmen am Markt bestehen bleibt oder aufgrund zunehmender Wettbewerber vom Markt verschwindet. Wenn die Nachfrage im Heimatmarkt stagniert oder gar zurückgeht bzw. wenn sich weitere starke innovative Wettbewerber am Markt etablieren, liegt es nahe, dass sich die Unternehmen anderen Märkten zuwenden müssen. Diesen Gedanken wollte ich im Rahmen meiner Bachelor Arbeit weiterverfolgen. Da ich afrikanische Wurzeln habe und in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, lag es für mich nahe, den kulturellen und wirtschaftlichen Kontext zusammenzuführen.

Welchen Stellenwert nehmen denn regionale, ausländische – oder in deinem Fall: afrikanische – Märkte in einem BWL-Studium überhaupt ein? Oder anders gefragt: Wie hat denn dein dich betreuender Professor reagiert, als du ihm mit dem Thema kamst?

Regionale und ausländische Märkte werden im Rahmen eines BWL Studiums thematisiert. Dabei wird jedoch aus meiner Studienerfahrung nicht zwischen spezifischen Märkten differenziert. Es wird doch sehr allgemein gehalten. Das heißt, dass ausländische oder in meinem Fall afrikanische Märkte unter dem Begriff „internationale Märkte“ zusammengefasst werden. In meinem Fall hat mein Professor sehr positiv auf die Themenwahl reagiert. Ich hatte zu Beginn etwas Angst, dass ich zu der Thematik nicht genügend Quellen zusammen bekommen würde. Diese Sorge hat er mir in mehreren Beratungsgesprächen genommen. Hinzu kommt, dass mein Professor selber wirtschaftliche Beziehungen zu einem westafrikanischen Land pflegt, weshalb er mir stets mit praktischen Erfahrungen behilflich sein konnte. Auch andere Professoren, mit denen ich mich über das Thema unterhalten habe, fanden die Themenwahl sehr interessant.

Ahijah Ndomba aus Köln

Du hast uns erzählt, dass du auch mit deutschen Unternehmen, die in Afrika geschäftlich unterwegs sind, Interviews geführt hast. Was waren das für Unternehmen? Und kannst du uns etwas zu deiner Methodik verraten?

Wie du eben schon gesagt hast, handelte es sich überwiegend um deutsche Unternehmen. Dabei habe ich keine Differenzierung bzgl. der Branchen vorgenommen. Mir war wichtig, dass die ausgewählten Unternehmen langjährige wirtschaftliche Beziehungen zum afrikanischen Kontinent pflegen. Unternehmen, die lediglich aufgrund einmaliger Projekte in Afrika tätig waren, wurden nicht berücksichtigt. Zudem habe ich mich in meiner Abschlussarbeit auf die Unternehmen fokussiert, die ausschließlich wirtschaftliche Beziehungen zu den Ländern Subsahara Afrikas pflegen. Dabei wurden lediglich die sog. Emerging Markets betrachtet. Südafrika habe ich also außen vor gelassen. Bei der Unternehmensauswahl habe ich das Internet, öffentliche Datenbanken und Teilnehmerlisten von afrikaspezifischen Fachveranstaltungen genutzt. Dabei habe ich gezielt Führungskräfte und Afrikarepräsentanten der jeweiligen Unternehmen angeschrieben, um zuverlässige Antworten zugrunde legen zu können. Mit der Befragung wollte ich der Frage auf den Grund gehen, ob eine Anpassung der Unternehmensleistungen auf dem eben angesprochenen Zielmarkt zwingend notwendig ist, um diesen erfolgreich bearbeiten zu können. Um diese Frage beantworten zu können, habe ich einen Fragebogen entwickelt, der insgesamt 17 Fragen umfasst. Dabei wurden den Unternehmen überwiegend Mehrfachauswahlmöglichkeiten angeboten. Die Analyse des Fragebogens erfolgte anhand einer sog. deskriptiv-statistischen Inhaltsanalyse. Das heißt, dass ich die einzelnen Antworten der teilnehmenden Unternehmen analysiert habe und diese für die Hypothesenüberprüfung genutzt habe.

Und was waren deiner Meinung nach die wichtigsten Erkenntnisse deiner Recherchen?

Zum einen, dass der Unternehmenserfolg nicht größenabhängig ist. Grundsätzlich habe ich zu Beginn angenommen, dass größere Unternehmen eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit im Zielmarkt vorweisen als KMUs. Im Rahmen der Ausarbeitungen wurde mir jedoch schnell bewusst, dass KMUs jedoch flexibel sind. Sie können vor allem in Nischenmärkten auf dem afrikanischen Kontinent glänzen. Zudem stellt eine Anpassung der Unternehmensleistungen gerade für deutsche Unternehmen keine zwingende Erfolgsvoraussetzung auf dem Zielmarkt dar. Die Herausforderung besteht eher darin, dass deutsche Unternehmen primär ermitteln müssen, ob überhaupt ein Markt für ihre Unternehmensleistungen existiert. Abgesehen von den theoretischen Erkenntnissen bin ich sehr froh über die positive Entwicklung des Kontinents. Das negative Bild des „K-Kontinents (Kriege, Korruption, Katastrophen)“ nimmt zunehmend ab und die Welt erkennt das wirtschaftliche Potenzial, das der Kontinent mitbringt und in naher Zukunft hoffentlich auch realisieren kann. Darüber hinaus lösen sich die afrikanischen Volkswirtschaften zunehmend von ihrer Rohstoffabhängigkeit. Gerade die Region um Ostafrika sticht dabei besonders hervor, weil dort in verschiedene Wirtschaftssektoren (Industriesektor, Dienstleistungssektor,…) investiert wird.

Gab es etwas, was dich besonders überrascht hat?

Ja, wie zuvor kurz angerissen, dass die Anpassung der Unternehmensleistungen am Zielmarkt keine Erfolgsgarantie darstellt. Somit müssen deutsche Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen nicht zwingend an die Marktgegebenheiten am Zielmarkt anpassen, um den Markt erfolgreich zu bearbeiten. Natürlich liefert meine Abschlussarbeit nur einen groben Überblick über die Marktgegebenheiten in Subsahara Afrika. Es kann durchaus sein, dass die Unternehmensleistungen beispielsweise in der Automobilindustrie auf dem kongolesischen Markt angepasst werden müssen, während für dieselben Leistungen im Sudan keine Anpassung notwendig ist. In diesem Punkt sollten die Unternehmen unbedingt das Marktpotenzial für ihre Produkte und Dienstleistungen ermitteln. Dazu gehört unbedingt auch, dass Afrika nicht als homogener Kontinent angesehen wird. Der afrikanische Kontinent charakterisiert sich vor allem durch viele verschiedene Märkte, die unbedingt einzeln betrachtet werden müssen.

Wie schätzt du die kommenden Jahre ein? Werden mehr deutsche Unternehmen in Afrika aktiv oder unter welchen Voraussetzungen glaubst du würden sie aktiver werden?

Das wünsche ich mir. Zurzeit befinden sich viele afrikanische Volkswirtschaften auf einem guten Weg. Ich denke, dass der Kontinent immer mehr Berücksichtigung in den Internationalisierungsstrategien deutscher Unternehmen finden wird. Dies liegt zum einen daran, dass ca. neun Millionen deutsche Arbeitsplätze direkt von der Exportwirtschaft abhängen. Zudem ist ein dynamischer Exportrückgang in den asiatischen und den BRIC Staaten zu vermerken, was den Kontinent zu einer ernst zunehmenden Investitionsalternative aufsteigen lässt. Trotzdem muss der Kontinent weiterhin Anreize schaffen. Meiner Meinung nach müssen vor allem Investitionen in die Infrastruktur erfolgen. Zurzeit herrschen in diesem Punkt noch unterdurchschnittliche Bedingungen, die deutsche Unternehmen davon abhalten sich auf dem Kontinent zu engagieren. Zudem denke ich auch, dass der deutsche Staat mehr Anreize schaffen könnte, um die Investitionen auf dem Kontinent lukrativer zu gestalten. Maßnahmen wie Exportkreditversicherungen führen in die richtige Richtung. Solche Maßnahmen zeigen, dass sich der Staat Gedanken darüber macht, wie er deutsche Unternehmen in dieser Hinsicht unterstützen kann. Wenn man den einleitenden Worten unserer Bundeskanzlerin im Rahmen der G 20 -Compact with Africa Konferenz glauben möchte, wird sich diesbezüglich etwas tun.

Und deine eigene Zukunft? Was sind nun deine Pläne nach dem Bachelor?

Ich werde bis September ein Praktikum bei einer Unternehmensberatung in Köln absolvieren, bevor ich im Wintersemester mit dem Master beginne. Wo ich den Master genau machen werde, steht bisher noch nicht fest. Ich schaue mir zurzeit in- und ausländische Universitäten und Business Schools an. Ich könnte mir später sehr gut vorstellen meine Karriere in der Beratung zu starten. Demnach wähle ich den Master auch ein wenig in Abhängigkeit zu meinem geplanten Karrierepfad aus. Ein strategiespezifischer Master wäre dafür ideal! Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, irgendwann in einer afrikaspezifischen Beratungsgesellschaft tätig zu sein. Wo mein Weg mich langfristig hinführt ist aktuell noch schwer zu sagen. Ich halte Euch auf alle Fälle auf dem Laufenden!

Vielen Dank für dieses Interview, Ahijah!

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