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Kondwani Kampenya

Candidate Story #1: Die perfekte Kombination – Kondwani Kampenya

Von Philipp Lemmerich

Kondwani Kampenya studiert derzeit im MBA an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin. Zuvor war er als Berater im Projektmanagement und der Organisationsentwicklung tätig.

Samstagvormittag in einem Café in Berlin-Kreuzberg. An der breiten Glasfront stehen fast so viele Kinderwägen wie Stühle. Junge Eltern unterhalten sich, andere lesen die Wochenend-Ausgabe internationaler Zeitungen. Kondwani Kampenya – kurze, akkurat geschnittene Haare, freundlicher Gesichtsausdruck – hat den letzten freien Tisch ergattert und sich gerade einen Latte Macchiato bestellt.

Handshake, kurze Vorstellung. Wir haben uns zum Gespräch verabredet. Doch anders als bei einem Jobinterview geht es heute nicht um Berufserfahrung und persönliche Kompetenzen, sondern um das große Ganze: Wer ist dieser Mensch, was treibt ihn an? Wo verortet er sich in der Unternehmenswelt?

Dass Kondwani ein ausgezeichneter Kandidat ist, der perfekt in das Portfolio unserer Agentur passt, wird schon beim Blick auf seinen Lebenslauf klar: Master in Statistik, mehrere Jahre Arbeitserfahrung in einer internationalen Unternehmensberatung und weltweit bestens vernetzt. Jetzt also das renommierte MBA-Programm der ESMT hier in Berlin. Wenn Kondwani im Dezember 2018 sein Diplom in der Tasche hat, wird er keine Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden.

Warum bewirbt er sich also gerade bei AfricaWorks? „Es gibt viele Unternehmen da draußen“, erzählt er mit breitem Grinsen, „die mittelmäßige Arbeit machen. Ich habe keine Lust auf mittelmäßige Arbeit. Ich will in einem Unternehmen arbeiten, das jenseits des Althergebrachten denkt. Ihr habt die Kontakte.“ Eine klare Ansage.

Ohnehin scheint Kondwani immer deutlich zu wissen, was er will. Während seines ersten Masterstudiums in Südafrika träumen seine Kommilitonen davon, komplexe mathematische Gleichungen zu lösen und später Mathematikprofessoren zu werden. Er hingegen interessierte sich für Aktienmärkte und Unternehmensgründungen. Als sein späterer Chef am Institut eine Gastdozentur innehat, fällt dessen Blick schnell auf den jungen Mann aus Malawi. Ein Jahr später hatte Kondwani nicht nur einen Masterabschluss, sondern auch einen Arbeitsvertrag beim Infinite Potentials Consulting in der Tasche.

In den Folgejahren entwickelt Kondwani von Malawi aus Großprojekte mit Afrika-Fokus für internationale Auftraggeber, darunter auch das von der Robert-Bosch-Stiftung finanzierte und medial breit rezipierte Next Einstein Forum. Er leitet die Organisationsentwicklung, setzt Managementpläne auf und koordiniert das Recruiting. Ende 2016 zieht er nach Ruanda, um einen Ableger von Infinite Potentials in Kigali zu gründen.

Wenn Kondwani über seine Karriere spricht, redet er von USPs. „Heute reicht es nicht mehr, eine bestimmte Fähigkeit zu haben, die man besonders gut kann. Es geht darum mehrere Fähigkeiten, die dich auszeichnen, miteinander zu verbinden, den Überblick über komplexe Aufgaben zu behalten und ihre Umsetzung intelligent zu steuern.“

An der deutschen Unternehmenskultur fasziniere ihn die Akribie, mit der Projekte geplant, Milestones festgezurrt und umgesetzt würden. In vielen afrikanischen Ländern sei das schwierig, da in der Umsetzung immer neue unerwartete Herausforderungen auftauchen. „Ich würde nicht behaupten, dass der eine Weg besser sei als der andere. Deutsche Unternehmer sind meist effizienter. Afrikanische Unternehmer hingegen sind flexibler und dynamischer, weil sie sich nicht an einem starren Projektmanagement festhalten, weil sie Tag für Tag mit allen möglichen Unberechenbarkeiten zurecht kommen müssen.“

Sich selbst sieht er genau in der Mitte – ein Brückenbauer zwischen zwei völlig unterschiedlichen unternehmerischen Auffassungen. Etliche seiner früheren Auftraggeber aus Europa hätten den Fehler gemacht zu glauben, dass sie ihren Weg einfach eins zu eins auf Afrika anwenden könnten. „Deine KPIs werden dir sagen: die Mitarbeiter sind ineffizient, die Ergebnisse stimmen nicht, und so weiter. Aber am Ende des Tages liegt es daran, dass ein völlig anderes Wirtschaftsumfeld auch eine andere Strategie benötigt.“

Natürlich hätten afrikanische gegenüber europäischen Märkten nach wie vor strukturelle Nachteile. „Stelle dir ein europäisches und ein afrikanisches Start-Up vor. Beide haben exakt dieselbe Idee. Die Wahrscheinlichkeit, dass das europäische Start-Up ein marktreifes Produkt entwickelt, ist zig Mal höher als beim afrikanischen. Es gibt Coachings, Förderprogramme, Venture Capital und alles mögliche. In vielen afrikanischen Ländern gibt es nur wenig vergleichbare Programme.“

Am Ende des Tages sei das unternehmerische Mindset von hochqualifizierten jungen Afrikanern dem von europäischen Altersgenossen aber möglicherweise sogar überlegen. „Afrikanische Entrepreneure sind ständig im Überlebensmodus. Sie werden irgendwo im “Dschungel” ausgesetzt und kämpfen sich ihren Weg durch das Dickicht. Ständig müssen sie Lösungen entwerfen für Probleme, die gestern noch niemand kannte. Setze so jemanden in eine international aktive Firma mit einem dynamischen Arbeitsklima. Das ist die perfekte Kombination.“

In einer global orientierten Wirtschaft sieht Kondwani gerade für Brückenbauer und kreative Nachwuchskräfte aus Afrika eine große Zukunft. Er erzählt von einer Bekannten, die als Praktikantin bei einem großen deutschen Unternehmen in der Medizintechnik eingestiegen sei. Wenige Monate später habe sie bereits Managementaufgaben für das gesamte Nordafrikageschäft übernomment. „Es gibt viele solcher Erfolgsgeschichten von talentierten Afrikanern. Sie sind jung, ehrgeizig und sprühen vor Kreativität. Was sie brauchen, ist eine Gelegenheit sich zu beweisen. Gib’ ihnen eine Chance, du wirst es nicht bereuen.“

Kondwanis Optimismus ist ansteckend; das Potential, dass er in Afrika schildert, elektrisiert. Das Gespräch ist noch lange nicht zu Ende, als Kondwani zum nächsten Termin muss. Selbst an Samstagen ist er viel beschäftigt. Ende 2018 wird er seinen MBA beendet haben. Man darf gespannt sein, welches Unternehmen zur neuen Heimat für seinen Tatendrang wird.

 

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